Wir wissen fast alles – und nichts

Liebe Freundinnen und Freunde der Neumühle,

der kalendarische Sommer steht vor der Tür. Dies nehme ich zum Anlass für mein Schreiben.

Es gibt den Fortschritt mit all den technischen Errungenschaften, aber kaum wirkliche Entwicklung. Weiterhin sind Krieg, Hunger, Mord, Mobbing…in der Welt Das Ausplündern und Zerstören unserer Lebensgrundlagen geht weiter, die Schere zwischen extremer Armut und extremem Reichtum öffnet sich immer weiter. Aber natürlich gibt es auch viel Schönes auf der Welt.

Ein entfesselter Verstand gebiert immer neue Auswüchse, welche uns auch von unserem wahren Wesen und unserer Bestimmung wegführen In Zeiten wie diesen mit der Flut von Informationen, den immer neuen Herausforderungen auf allen Ebenen erscheint es mir unabdingbar, sich nach innen zu wenden, um Raum zu schaffen für Fragen und zu prüfen.

Fragen wie: Wer und was bin ich? Was ist wirklich? Was bedeutet mir Freiheit? Was meint spirituell sein für mich? Begriffe wie Vertrauen, Wahrheit, Liebe? Wie stehe ich in meinem Leben? Was sind meine Werte und wie beeinflussen sie mein Handeln? Woran orientiere ich mich? Was ist mein Ziel? Was ist wirkliches Erwachsensein für mich? Bin ich in der Lage Verantwortung zu übernehmen? Habe ich den Mut, mich meinen Ängsten zu stellen?

Sokrates sagte sehr deutlich und ungeschminkt: „Das ungeprüfte Leben ist nicht lebenswert.“

Auf dem Jahrmarkt der Esoterik mit all seinen vielen Konzepten, Ideen und Lösungsansätzen wird es zunehmend schwerer, der Wahrheit zu begegnen.

Was bestimmt mein Handeln, wenn ich mich mit Sexualität, Nahrung oder Gemeinschaft auseinandersetze? Was taucht auf an Gedanken und Gefühlen? Wie schafft es Verbindung und zu wem? Und wie bestimmt es mein Leben? Wie nutze ich meinen Verstand? Lebe ich in Umständen, welche es mir erlauben, mich diesen Fragen mit Mut zu stellen?

Offensichtlich ist das Immer-mehr-und-weiter, das rein Materielle, nicht die Lösung. Die jetzige äußere Situation ist für mein Empfinden das Resultat des kollektiven Bewusstseins. So auch bei jedem Einzelnen: die äußere Situation entspricht der inneren Bewusstheit. Wenn wir dann die volle Verantwortung übernehmen, ist dies der erste Schritt hin zum wahrhaftigen Leben. Oft sind es die vermeintlichen Niederlagen, welche uns die wertvollste Erfahrung bescheren und uns zur Reife führen.

Wenn wir uns ernsthaft mit diesen Fragen auseinandersetzen, führt das oft zu einem Wertewandel. Unser Handeln verändert sich und es führt zu dem, was man wirkliches Erwachsensein nennen kann.

Wir leben im Schnittpunkt von Unendlichkeit und Endlichkeit. Es ist die Kunst des Lebens, dort zu verweilen, den Stürmen zu trotzen und dem Lichten Raum zu geben.

C. Daum sagte es treffend: „Man muss einmal mehr aufstehen als hinfallen.“

Aus meiner Sicht ist es ein wunderbares Ziel, ein wirklich erwachsener Mensch zu werden und zu sein. Wer weiß, welche Möglichkeiten sich dann eröffnen?!

Letztlich ist Leben ein umfassender  Prozess des Werdens  und wenn wir uns öffnen, werden wir geführt. Und bei allem bleibt es ein Mysterium.

Die neue Neumühle mit ihrer transformativen Kraft bildet einen wunderbaren Rahmen, um sich diesen Fragen zu widmen. Nach wie vor erhalten wir guten Zuspruch und positive Rückmeldungen. Dennoch – die Arbeit um den Erhalt des Ortes liegt auf den Schultern Weniger. Die kollektiven Begleitumstände erschweren dies zunehmend. Es fehlt an Unterstützung und die Altlasten, die wir übernehmen mussten, sind nach wie vor ein Thema.

Aktuell beschäftigen wir uns intensiv mit Möglichkeiten, um den Ort in seiner Bestimmung erhalten zu können.

Wer uns dabei unterstützen kann und möchte – sehr gerne! Wir sind weiterhin ein gemeinnütziger Verein, Spenden an ihn dienen ausschließlich dem Erhalt des Ortes. Sie können Mitglied im Freundeskreis werden und natürlich sind Sie als Gast oder Referent herzlich willkommen.

Noch eine Bemerkung: Auch wir waren von der Flutkatastrophe betroffen, hatten aber glücklicherweise keine schlimmen Folgeschäden.

Was bleibt ist mein Wunsch, dass Sie schöne Sommertage genießen können. Mut in den Tälern und Freude auf den Höhen!

Mit den besten Grüßen

Karl-Wilhelm Ney,

Vorsitzender des Trägervereins Neumühle-Saar e.V.